Archiv für den Monat Juli 2014
Wien übersprungen
„Das Himberg“ hat uns heute in doppelter Weise überrascht, das Frühstück war noch besser als versprochen und von uns erwartet und der Übernachtungspreis war fünfzehn Prozent niedriger als angekündigt. So sind wir gut gestärkt bei leichtem Nieselregen zum Bahnhof aufgebrochen. Eine nette Dame half uns beim Fahrkartenkauf am Automaten und so sind wir mit Zug, U-Bahn und S-Bahn schnell und gut durch Wien gekommen. Eine S-Bahnstation „Gumpendorferstraße“ hat mich an frühere Wienbesuche bei Amann’s erinnert, doch besuchen konnten wir sie nicht, denn sie sind im Urlaub.
In Kloster Neuburg haben wir zunächst die Stiftskirche besucht und konnten am Mittagsgebet der Mönche teilnehmen. Danach gingen wir zur Martinskirche, doch so wie meistens in Österreich, die Kirche war verschlossen, die Sakramentskapelle geöffnet und so konnten wir wenigstens auf einem Kirchenführer, das Hochaltarbild mit dem Heiligen Martin betrachten und fotografieren.
Inzwischen war es 13:00 Uhr und Zeit für eine Stärkung: warmer Leberkäs und Kartoffelsalat haben wir beide gewählt. Längst war es Zeit zum Aufbruch, denn es lagen noch 20 KM vor uns! Etwa zwei KM hinter Kloster Neuburg haben wir mit einer Rollfähre die Donau überquert. Danach gingen wir gute zehn Kilometer den Donauradweg bis zu einer Schleuse auf hartem Asphalt, was meinen Füßen nicht so gut bekommen ist. Nach einer kleinen Rast und Gespräch mit einem älteren Herrn, der mit dem E-bike unterwegs war, gingen wir durch ein Waldgebiet mit guter Sandstraße noch fünf Kilometer bis zum Kolpinghaus in Stocherau, das als Hotel mehrmals angepriesen wurde, doch es wird seit einigen Monaten nur noch an Monatsgäste vermietet, da dem Pächter, Herr Wunderlich seine Frau verstorben ist. Er war sehr entgegenkommend, versuchte für uns ein Zimmer zu buchen, da dies fehlschlug bot er uns ein Einzelzimmer mit Matratze an. Solange das Zimmer für uns gerichtet wurde gingen wir in eine Pizzeria zum Abendessen und als wir zurückkamen war es ein Zimmer mit zwei Betten. Dafür gilt unser besonderer Dank, denn das zweite Bett hat er mit einem Helfer transportiert und uns schließlich mit einem sehr günstigen Zimmerpreis überrascht.
Werner Redies, Eugen Engler
Der Hochaltar in Mannersdorf St. Martin
Bilder von unterwegs am 30.7.2014
Bilder von Mannersdorf
Zum Heiligen Martin (3)
Beim Pilgern gestern, da ich über den Heiligen Martin nachdachte, ist mir plötzlich bewußt geworden, „du hast da aus der Lebensgeschichte des Heiligen Benedikt etwas in die des Heiligen Martin einfließen lassen“. Das will ich zunächst korrigieren. Martinus wurde nicht von Gefährten vergiftet, vielmehr war es so, da er sich gegen den verbreiteten Unglauben, Jesus sei nur Mensch gewesen positioniert hatte, wurde er selbst in seiner Einsiedelei bedrängt. Daher entschloss er sich, zusammen mit einem hoch angesehenen Priester auf die Insel Gallinaria zurückzuziehen. Auf dieser Insel ernährte er sich von Wurzeln und Kräutern, dabei aß er eines Tages von der hoch giftigen Nieswurz. Das Gift entfaltete solch starke Wirkung, dass er sich dem Tode nahe wähnte. Doch er überstand diese Vergiftung, denn er verharrte mit seinen letzen Kräften im Gebet und der schlimme Schmerz verließ ihn.
Heute haben wir den Heiligen Martin, dargestellt als Bischof, in einem beeindruckenden Hochaltar Gemälde gesehen. Dieses Hochaltarbild wird der Bedeutung des Heiligen sehr gerecht. Martin lebte in einer Zeit des Umbruchs. Einige Lebensdaten zeigen das schon. In seine Kindheit fällt das Konzil von Nicäa und in seiner Jugend wird die Siebentagewoche, mit der Betonung des Sonntags, als Tag des Christus, gegen den bis dahin geltenden neuntägigen Rhythmus eingeführt. Martin war noch Soldat, wohl aber schon getauft, da wurde im Jahr 354 von Papst Liberius der Weihnachtstermin auf den 25. Dezember fixiert. Als Martin Bischof war wird unser bis heute geltendes Glaubensbekenntnis auf dem ersten Konzil von Konstantinopel festgelegt. Und schließlich erlebt der Heilige kurz vor seinem Tod noch, dass unter Theodosius das Christentum die vom Kaiser und somit vom Staat bevorzugte Religion wird.
Diese wenigen Daten sollen genügen, um die enormen Umbrüche jener Zeit zu belegen.
Martin hat dies aber nicht nur erlebt, vielmehr hat er diese Zeit mit gestaltet, ja er ist eine der großen Gestalten dieser Zeit. Zunächst ist auffallend, dass Bischof Martin im Gegensatz zu vielen seiner Mitbischöfe Distanz hielt zum Kaiser, eben nicht um die Gunst des Herrschers buhlte, wohl aber seine Position entschieden einbrachte. Dies wird in der Erzählung von Sulpicius deutlich, da Martin zusammen mit seinem Burschen an der kaiserlichen Tafel speist und nicht zuerst dem Kaiser, sondern seinem Diener den ersten Schluck aus dem gemeinsamen großen Weinbecher nehmen lässt.
Mir scheint das eine Mahnung für alle kirchlich Verantwortlichen in Europa zu sein, dass die kritische, jedoch konstruktive Distanz zu den staatlichen Oberen gewahrt wird, damit die Kirche Salz bleibt, eben nicht schal wird und so gegen alle Missstände ihre Stimme erheben kann.
Ein erlebnisreicher Tag – erste Tour mit über 30 km
Nach dem Abendessen am 29.7. hatten wir plötzlich zwei offene Fragen, die wir zu klären hatten. Im sehr guten Gasthof Arbachmühle in Bruck an der Leitha sind die Zimmer mit Netzanschluss ausgestattet und haben daher kein WLAN verfügbar. Der freundliche Chef hatte uns sogar angeboten, seinen PC im Büro bzw. im Kassenbereich zu benutzen, aber da hätte ich zunächst noch Programme installieren müssen. Gleichzeitig war mein Datenvolumen für das Datenroamimg für die Navigation schon verbraucht. Daher entschieden wir uns, die Bilder einfach einen Tag später zu versenden, was jetzt bereits erledigt ist. Die zweite große Frage war, wie gehen wir weiter? Sollen wir uns Richtung Fischamend und den Jakobsweg orientieren, oder gehen wir gleich Richtung Schwechat (mit 39,5 km zu weit) oder planen wir die nächste Route stärker Richtung Wien aus. Da es in diesem Raum keine ausgeschilderten Wanderwege gibt und die bestehenden Radwegtouren alle in die falsche Richtung führen, entschieden wir uns die Tour nach Himberg auszurichten, da es dort Übernachtungsmöglichkeiten gab.
Die Planung der Route, mit Ausnützung aller Feld- und Verbindungswege, ergab letztlich eine Strecke von 29,6 km.
So verließen wir nach der ordentlichen Frühstücksstärkung die Arbachmühle und gingen zunächst nach Mannersdorf am Leithagebirge. Die Kirche St. Martin war zu unserer Freude offen. Die schönen Martinusseitenfenster und das Hochaltarbild beeindruckten uns. Es waren gerade die guten Putzseelen am Werk, die den Innenraum der Kirche reinigten. Plötzlich sprach uns ein netter Herr an und wir kamen in ein sehr herzliches Gespräch. Auch die sehr fleißigen Damen kamen dazu und wir unterhielten uns über den Sinn unserer Tour und über die Kirche.
Mit den besten Wünschen versehen marschierten wir los. Nach weiteren ca 1,5 Stunden erreichten wir den übernächsten Ort Pischelsdorf.
Wir wollten dort in einem Gasthaus eine kleine Rast vorsehen. Aber die hatten zwei Tage davor schon den sicherlich verdienten Urlaub begonnen. Dafür war die Kirche offen. Direkt neben der Kirche in Pischelsdorf ist eine Behinderteneinrichtung Werkstätte Lebenshilfe. Die äußerst freundliche Dame im Büro brachte uns ein Mineralwasser (dazu kommt ein Bild). Auch mit ihr kamen wir in ein sehr interessantes Gespräch. Mit frischer Power versehen ging es nun Richtung Gramatneusiedl. Hier war die Frage, gehen wir den geplanten Weg weiter oder gehen wir zusätzliche Meter in die Stadt. Der Magen überzeugte uns sehr schnell für diese Lösung. Mit einem Abstecher in Gramatneusiedl und frisch gestärkt ging es auf die Schlußetappe mit ca. 10,5 km nach Himberg. Ca. 5 km vor dem Ziel, das traumhaft schöne Wetter hatte sich in wolkenverhangene Gewitterwolken mit heftigem Donner verwandelt, hat uns ein Landwirt die Mitfahrt angeboten. Wir erklärten, dass dies gut gemeint sei, aber für die Wegaufzeichnung auf GPS nicht geeignet ist. Ca. 3 km vor Himberg kam noch ein sehr schönes Gasthaus zum Guten Hirten. Da dort kein für uns ausreichendes WLAN vorhanden schien, entschlossen wir uns doch gleich nach Himberg zu gehen. Unser Routenplaner zeigte dann noch 2 km bis Himberg an. Der Bisher schöne Waldweg wurde immer interessanter und fast mystisch. Wir gingen über kleine Brücken und links und rechts waren öfters kleine Biotope und Wasserstellen zu sehen. Was wir nicht für möglich hielten, plötzlich stand vor uns der gesamte Weg unter Wasser. So mussten wir wieder zurück ( Werner hatte die Badehose und ich meine Schwimmflügele vergessen) und hatten dadurch locker 2 km zusätzlich zur geplanten Tagestour. Mit dem Abstecher nach Gramatneusiedl und dem Wasserstopp kamen wir heute auf rund 33 km. Sicher eine gute Leistung. In Himberg haben wir gleich im ersten Hotel „das Himberg“ eingecheckt , als uns versichert wurde, dass in allen Zimmer eine sehr gute und kostenlose WLAN- Verbindung besteht.
Eugen Engler
Werner Redies
Bilder vom 29.7.2014
Heute hat es Petrus gut mit und gemeint
Nach den Wettervorhersagen sollten wir heute die Regenkleidung benötigen. Nach dem sehr ansprechenden und schön gerichteten Frühstücksbüffet gingen wir gut gestärkt auf unsere geplante Tour von Eisenstadt über Donnerskirchen nach Mannersdorf am Leithagebirge.
Bei der Planung war die Frage, gehen wir direkt nach Mannersdorf und sparen ca. 5 km oder gehen wir über Donnerskirchen, wo auch eine St. Martinskirche steht. Wir entschieden uns für den weiteren Weg. Zunächst gingen wir nochmals in die Domkirche und dankten Gott für das gute Quartier und baten Sankt Martin um Beistand auf unserem heutigen Weg. Zunächst gingen wir ca. 6 km auf einem landwirtschaftlichen Weg durch gepflegte Weinberge. Die Trauben sind leider noch nicht reif. Die Versuchung wäre sicher sehr groß gewesen. Als wir aber dann den Wald erreichten, hatten wir eine wassergebundene Wegdecke, was unsere Gelenke und Füße sofort bemerkten. Der Weg nach Donnerskirchen ist sehr gut ausgeschildert und wir benötigten die Navigationsunterstützung nur ab und zu. Kurz nach 12.30 Uhr erreichten wir Donnerskirchen. Sowohl die Dorfkirche, als auch die Bergkirche St. Martin, sie schmückte eine sehr schöne Martinsstatue über dem Hauptportal, waren verschlossen. Zur Ehre vom Heiligen Martin gingen wir einmal um die Kirche herum. Jetzt meldete sich unser Magen und der Wunsch nach einem kühlen Getränk wurde stärker. Zwei Gaststätten die wir zunächst im Blick hatten, haben am Dienstag Ruhetag. So gingen wir dann einem Hinweis folgend zum Café Löwenhof. Das Café besticht durch seinen geschützten Weinlauben- und Oleanderhof. Das Café liegt im Zentrum in der Johannesstraße 36.
Künftige Pilger auf dem Martinusweg sollten sich die Adresse speichern!
Gut gestärkt gingen wir ca. 14.30 Uhr los, um über den Berg Richtung Mannersdorf am Leithagebirge zu gehen. Wir hatten am Vorabend bereits ein Zimmer im Gasthaus Arbachmühle, ca. 1 km vor Mannersdorf gebucht. In Mannersdorf hat uns unser Navi-System keine Übernachtungsmöglichkeit angeboten. Zunächst ging es sehr schweißtreibend ca. 1 1/2 Stunde bergauf. Auf dem Gipfeln stand ein Turm und es gab eine schöne beschattete Rastmöglichkeit. Danach ging es mit neuem Elan wieder ca. 5 km bergab. Nach rd. 25 km, Werners IPhone hatte sogar 26,5 km errechnet, kamen wir in dem schönen Gasthaus Armühle an. Wir hatten wiederum tolle Unterstützung von Himmel und haben ein tolles Quartier gefunden