Archiv für den Tag 30. Juli 2014

Zum Heiligen Martin (3)

Beim Pilgern gestern, da ich über den Heiligen Martin nachdachte, ist mir plötzlich bewußt geworden, „du hast da aus der Lebensgeschichte des Heiligen Benedikt etwas in die des Heiligen Martin einfließen lassen“. Das will ich zunächst korrigieren. Martinus wurde nicht von Gefährten vergiftet, vielmehr war es so, da er sich gegen den verbreiteten Unglauben, Jesus sei nur Mensch gewesen positioniert hatte, wurde er selbst in seiner Einsiedelei bedrängt. Daher entschloss er sich, zusammen mit einem hoch angesehenen Priester auf die Insel Gallinaria zurückzuziehen. Auf dieser Insel ernährte er sich von Wurzeln und Kräutern, dabei aß er eines Tages von der hoch giftigen Nieswurz. Das Gift entfaltete solch starke Wirkung, dass er sich dem Tode nahe wähnte. Doch er überstand diese Vergiftung, denn er verharrte mit seinen letzen Kräften im Gebet und der schlimme Schmerz verließ ihn.

Heute haben wir den Heiligen Martin, dargestellt als Bischof, in einem beeindruckenden Hochaltar Gemälde gesehen. Dieses Hochaltarbild wird der Bedeutung des Heiligen sehr gerecht. Martin lebte in einer Zeit des Umbruchs. Einige Lebensdaten zeigen das schon. In seine Kindheit fällt das Konzil von Nicäa und in seiner Jugend wird die Siebentagewoche, mit der Betonung des Sonntags, als Tag des Christus, gegen den bis dahin geltenden neuntägigen Rhythmus eingeführt. Martin war noch Soldat, wohl aber schon getauft, da wurde im Jahr 354 von Papst Liberius der Weihnachtstermin auf den 25. Dezember fixiert. Als Martin Bischof war wird unser bis heute geltendes Glaubensbekenntnis auf dem ersten Konzil von Konstantinopel festgelegt. Und schließlich erlebt der Heilige kurz vor seinem Tod noch, dass unter Theodosius das Christentum die vom Kaiser und somit vom Staat bevorzugte Religion wird.
Diese wenigen Daten sollen genügen, um die enormen Umbrüche jener Zeit zu belegen.
Martin hat dies aber nicht nur erlebt, vielmehr hat er diese Zeit mit gestaltet, ja er ist eine der großen Gestalten dieser Zeit. Zunächst ist auffallend, dass Bischof Martin im Gegensatz zu vielen seiner Mitbischöfe Distanz hielt zum Kaiser, eben nicht um die Gunst des Herrschers buhlte, wohl aber seine Position entschieden einbrachte. Dies wird in der Erzählung von Sulpicius deutlich, da Martin zusammen mit seinem Burschen an der kaiserlichen Tafel speist und nicht zuerst dem Kaiser, sondern seinem Diener den ersten Schluck aus dem gemeinsamen großen Weinbecher nehmen lässt.
Mir scheint das eine Mahnung für alle kirchlich Verantwortlichen in Europa zu sein, dass die kritische, jedoch konstruktive Distanz zu den staatlichen Oberen gewahrt wird, damit die Kirche Salz bleibt, eben nicht schal wird und so gegen alle Missstände ihre Stimme erheben kann.

Ein erlebnisreicher Tag – erste Tour mit über 30 km

Nach dem Abendessen am 29.7. hatten wir plötzlich zwei offene Fragen, die wir zu klären hatten. Im sehr guten Gasthof Arbachmühle in Bruck an der Leitha sind die Zimmer mit Netzanschluss ausgestattet und haben daher kein WLAN verfügbar. Der freundliche Chef hatte uns sogar angeboten, seinen PC im Büro bzw. im Kassenbereich zu benutzen, aber da hätte ich zunächst noch Programme installieren müssen. Gleichzeitig war mein Datenvolumen für das Datenroamimg für die Navigation schon verbraucht. Daher entschieden wir uns, die Bilder einfach einen Tag später zu versenden, was jetzt bereits erledigt ist. Die zweite große Frage war, wie gehen wir weiter? Sollen wir uns Richtung Fischamend und den Jakobsweg orientieren, oder gehen wir gleich Richtung Schwechat (mit 39,5 km zu weit) oder planen wir die nächste Route stärker Richtung Wien aus. Da es in diesem Raum keine ausgeschilderten Wanderwege gibt und die bestehenden Radwegtouren alle in die falsche Richtung führen, entschieden wir uns die Tour nach Himberg auszurichten, da es dort Übernachtungsmöglichkeiten gab.
Die Planung der Route, mit Ausnützung aller Feld- und Verbindungswege, ergab letztlich eine Strecke von 29,6 km.
So verließen wir nach der ordentlichen Frühstücksstärkung die Arbachmühle und gingen zunächst nach Mannersdorf am Leithagebirge. Die Kirche St. Martin war zu unserer Freude offen. Die schönen Martinusseitenfenster und das Hochaltarbild beeindruckten uns. Es waren gerade die guten Putzseelen am Werk, die den Innenraum der Kirche reinigten. Plötzlich sprach uns ein netter Herr an und wir kamen in ein sehr herzliches Gespräch. Auch die sehr fleißigen Damen kamen dazu und wir unterhielten uns über den Sinn unserer Tour und über die Kirche.
Mit den besten Wünschen versehen marschierten wir los. Nach weiteren ca 1,5 Stunden erreichten wir den übernächsten Ort Pischelsdorf.
Wir wollten dort in einem Gasthaus eine kleine Rast vorsehen. Aber die hatten zwei Tage davor schon den sicherlich verdienten Urlaub begonnen. Dafür war die Kirche offen. Direkt neben der Kirche in Pischelsdorf ist eine Behinderteneinrichtung Werkstätte Lebenshilfe. Die äußerst freundliche Dame im Büro brachte uns ein Mineralwasser (dazu kommt ein Bild). Auch mit ihr kamen wir in ein sehr interessantes Gespräch. Mit frischer Power versehen ging es nun Richtung Gramatneusiedl. Hier war die Frage, gehen wir den geplanten Weg weiter oder gehen wir zusätzliche Meter in die Stadt. Der Magen überzeugte uns sehr schnell für diese Lösung. Mit einem Abstecher in Gramatneusiedl und frisch gestärkt ging es auf die Schlußetappe mit ca. 10,5 km nach Himberg. Ca. 5 km vor dem Ziel, das traumhaft schöne Wetter hatte sich in wolkenverhangene Gewitterwolken mit heftigem Donner verwandelt, hat uns ein Landwirt die Mitfahrt angeboten. Wir erklärten, dass dies gut gemeint sei, aber für die Wegaufzeichnung auf GPS nicht geeignet ist. Ca. 3 km vor Himberg kam noch ein sehr schönes Gasthaus zum Guten Hirten. Da dort kein für uns ausreichendes WLAN vorhanden schien, entschlossen wir uns doch gleich nach Himberg zu gehen. Unser Routenplaner zeigte dann noch 2 km bis Himberg an. Der Bisher schöne Waldweg wurde immer interessanter und fast mystisch. Wir gingen über kleine Brücken und links und rechts waren öfters kleine Biotope und Wasserstellen zu sehen. Was wir nicht für möglich hielten, plötzlich stand vor uns der gesamte Weg unter Wasser. So mussten wir wieder zurück ( Werner hatte die Badehose und ich meine Schwimmflügele vergessen) und hatten dadurch locker 2 km zusätzlich zur geplanten Tagestour. Mit dem Abstecher nach Gramatneusiedl und dem Wasserstopp kamen wir heute auf rund 33 km. Sicher eine gute Leistung. In Himberg haben wir gleich im ersten Hotel „das Himberg“ eingecheckt , als uns versichert wurde, dass in allen Zimmer eine sehr gute und kostenlose WLAN- Verbindung besteht.
Eugen Engler
Werner Redies