Die Mantelhälfte des Heiligen Martin (30. 10. 2014)

Zur Zeit der fränkischen Könige wurde die Mantelhälfte des Heiligen Martin von Tours am Königshof aufbewahrt. Diese Mantelhälfte die den Frankenkönigen heilig war wurde capella genannt. Capella geht auf das lateinische Wort für Mantel (cappa), beziehungsweise auf die Verkleinerungsform (cap(p)ella zurück. Es war ja nur mehr ein kleiner, eben halber Mantel der dem Soldaten Martin verblieben war.
Die Frankenkönige ließen ihre Untertanen bei dieser Mantelhälfte schwören. Im Laufe der Zeit wurde es dann Brauch, nicht nur dieses Mantelstück, sondern auch dessen Aufbewahrungsraum als capella zu bezeichnen.
Es muss sehr oft von diesem Mantelteil gesprochen worden sein und seinem Aufbewahrungsort, um diese Verallgemeinerung und Übertragung des Begriffes auf alle ähnlichen Aufbewahrungsorte von Heiligem zu übertragen.
Etwa ab 600 n.Chr. hatte sich der Begriff so ausgebreitet, dass er für alle kleinen Bet- und Gottesdiensträume verwendet wurde. So zeigen die momentanen Ausgrabungen unter der Sülchenkapelle in Rottenburg ( Landkreis Tübingen) eine Holzkirche, die anscheinend, wie die Archeologen sagen, dem 6. Jahrhundert zuzuordnen ist. Das St. Martinspatronat der Rottenburger Pfarrkirche wurde von Sülchen vor vielen Jahrhunderten in die Stadt übertragen. Es ist daher zu vermuten, dass bereits diese nun entdeckte Holzkirche dem Heiligen Martin gewidmet war.
Der Wandel dieses Begriffes und die Entstehung zahlreicher Kapellen und Kirchen mit dem Patronat des Heiligen Martin zeigt, welche Bedeutung der Heilige Martin für die Frankenkönige und ihr Herrschaftsgebiet in Europa hatte.

Werner Redies

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