Ständig etwas Tau vom Himmel

Zum Abendessen in Wallsee gab es für mich zunächst eine Kraftbrühe mit Frittaten. Eugen hat sich solang mit einem gespritzten Most begnügt. Danach gab es Rindergulasch mit Serviettenknödel und zum Nachtisch gab es für Eugen einen Bauernkrapfen und für mich Apfelstrudel.
Heute sind wir um 9:00 aufgebrochen. Zunächst ging auf einem wunderbaren Waldweg, zwei km am Altarm der Donau entlang. Zahlreiche kleine Amphibien haben dort einen guten Lebensraum. Einen Feuersalamander in herrlichen Farben könnten wir fotografieren. Später kamen wir an urigen Rindern, deren Namen wir nicht wissen und an Wildschweinen vorbei, die sich sauwohl gefühlt haben.
Danach standen uns vor allem Feldwege zur Verfügung, die ziemlich weich waren, doch meistens könnten wir auf der Grasnarbe gut gehen. In Strengberg haben in der Kirche erstmals zum Gebet Station gemacht und den Heiligen Martinus mit einem Lied
geehrt.. Martinusdarstellungen haben wir keine entdeckt, dagegen einen schönen geschnitzten Jakobus.
Zur Mittagszeit, wir hatten so die Hälfte des Weges bewältigt, kehrten wir in Thürnbuch, im Gasthaus Unterberger ein. Zwei Bauern haben uns gleich eingeladen mit an ihren Tisch zu sitzen. Die Einladung nahmen wir an, trotz der qualmenden Zigaretten. Die beiden Männer erzählten sehr positiv von ihrem Arbeiten und von Besuchen in Mittel und Norddeutschland, aber auch von den Söhnen und Töchtern, die aufgrund ihrer Ausbildung nicht die Höfe übernehmen werden, natürlich zum Leidwesen ihrer Väter. Der Wirt betreibt den großen und gepflegten Gasthof alleine. Uns war die Gaststätte in Wallensee nicht empfohlen worden, es gäbe dort nur Gulaschsuppe, doch wir bekamen Geselchtes mit Kraut, was der Wirt gerade selbst am Essen war. Allen Respekt vor diesem Wirt, denn das große Haus war sehr sauber, ja gepflegt.
Nach dem Mittagessen hatten wir noch 11 km bis St. Pantaleon vor uns, dort wurden wir ab 16 Uhr erwartet, Eugen hatte am Vorabend gebucht. Auf dieser Strecke sind wir zweimal fehl gelaufen, einmal hat uns ein freundlicher Baur vor einem Großen Umweg bewahrt, doch einmal kamen wir in einen unwegsamen steilen Waldabschnitt, doch auch hier haben wir rasch wieder auf den richtigen Pfad gefunden. Der Weg war weiterhin meist ungeteert und immer wieder haben wir Rehe, Hasen und ein Eichhörnchen sehen, die dachten sich wohl, dass bei dem Regenwetter die Jäger ihre zahlreichen Hochsitze nicht beziehen, vielmehr in der trockenen, warmen Stube bleiben. Einmal sind wir auch an einer sehr großen Gänseherde vorbeigekommen, wahrscheinlich werden die meisten von ihnen den Tag der Beisetzung des Heiligen nicht überleben. Sie sollen das Versteck des Martinus durch ihr Geschnatter verraten haben, sodass er sich der Bürde des Bischofs nicht mehr verweigern konnte, nachdem es der Wille der Leute war, nicht unbedingt der anderer Bischöfe. Die haben wohl geahnt, dass Martinus für sie zu einer Herausforderung werden könnte. Ob das Schlachten der Gänse sozusagen zur Strafe, im Sinn des Heiligen Martin ist, der ja gegen die Todesstrafe war, sei dahingestellt!
Hier in St. Pantaleon sind wir etwas zu früh angekommen, unser Gasthof war noch geschlossen, doch pünktlich auf 16 Uhr kamen die Wirtsleute. Ein Unternehmer aus Aalen, der hier öfters übernachtet hat gleich bemerkt, dass wir aus seiner Gegend kommen und hat uns den Hausherrn als ausgezeichneten Koch empfohlen. Dem war auch so.
In der St. Pantaleon Kirche waren wir, bevor wir zum Gasthof gingen und haben Gott ob seiner Größe mit Gebet und Lied Dank gesagt. Die Krypta unter der Kirche hatten wir nicht entdeckt, auf diese hat uns der Wirt aufmerksam gemacht. Wir werden sie morgen, bevor wir uns auf den Pilgerweg begeben aufsuchen, sie stammt anscheinend aus dem 9 Jh. Nun ist jedoch zunächst Nachtruhe angesagt.
Werner Redies und Eugen Engler

Ein Kommentar zu „Ständig etwas Tau vom Himmel

  1. Lieber Herr Redies, lieber Herr Engler,

    wie schön, dass Sie beide sich wieder auf den Weg gemacht haben.

    Und abends nach 22 Uhr noch eine Nachricht für uns „lesend “ Pilgernde verfassen – bemerkenswert, ich wäre nur noch in mein Bett gesunken.

    Möge es Ihnen gut gehen, den Füßen, dem Rücken und v.a. der Seele. Der Hl. Martin soll Sie beide behüten und vor Umwegen und Teerstraßen bewahren!

    Sehr herzliche Grüße

    Stefanie Wahle-Hohloch

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