Archiv für den Tag 12. Oktober 2014

Zum Fenster, der Tod des Martinus, nach Sulpicius Severus.

„Sanct Martin wusste seinen Tod lange Zeit voraus und tat ihn auch seinenBrüdern kund. Zu der Zeit fuhr er in die Diöcese von Cande, einen Streit daselbst zu schlichten; da sah er auf dem Wege, wie Tauchvögel den Fischen nachstellten und etliche fingen. Da sprach er ‚Also machen es die Teufel: sie stellen den Unfürsichtigen nach und fangen sie unversehens, verschlingen sie und werden doch davon nicht ersättigt‘. Darnach gebot er den Vögeln, dass sie das Wasser verließen und an einen wüsten Ort gingen. Da flogen sie alsbald auf in einer großen Schar und strebten dem Wald und den Bergen zu.
Als er in der vorgenannten Diöcese nun eine Zeit verweilt hatte, begann er abzunehmen von seines Leibes Kräften; und sprach zu seinen Jüngern, dass seine Auflösung nahe sei. Da weinten sie allesamt und sprachen ‚Vater, warum willst du uns verlassen? Willst du uns hinter dir lassen ohne Trost? Denn grimmige Wölfe Werden in die Herde deiner Schäflein fallen‘. Da ward er von ihren Bitten und Tränen bewegt und weinte mit ihnen und betete also ‚Herr, bin ich deinem Volke noch not, so will ich mich der Arbeit nicht weigern, dein Wille geschehe‘. Das sprach er in einem Zweifel, denn er verließ die Seinen nicht gerne und mochte doch auch von Christo nicht länger sein geschieden. Da er nun eine Zeit im Fieber lag, baten ihn die Jünger, dass er in sein Bett, darin er in Sack und Asche lag, etwas Stroh tue. Sprach er ‚lieben Söhne, es ziemt nicht, dass ein Christ anders als in Sack und Asche sterbe; gäbe ich euch ein ander Beispiel, so täte ich große Sünde‘. Augen und Hände aber hielt er immer zum Himmel empor gerichtet, und sein unbesiegter Geist wandte sich nicht ab vom Gebet. Da er alle Zeit auf dem Rücken lag, baten ihn die Priester, dass er sich zur Seite wende, damit der Leib durch die Änderung der Lage etlichermaßen werde erleichtert. Er aber sprach ‚Läset mich liegen, dass ich den Himmel anschaue und nicht die Erde, damit der Geist zum Herrn werde gerichtet‘. Als er solches sprach, sah er den Teufel neben sich stehen. Da sprach er ‚Was stehest du hier, du blutig Tier? Du findest nichts Unreines an mir, ich werde kommen in Abrahams Schoß‘. Mit diesen Worten gab er seinen Geist zu Gott, seines Alters im einundachtzigsten Jahr, zu den Zeiten, da Arcadius und Honorius regierten, die zur Herrschaft kamen um das Jahr 390. Sein Antlitz leuchte.“

Impuls: Lass uns bereit sein, die Aufgaben des Lebens zu übernehmen und eben so wenig vor dem Ende des Lebens zu fliehen, uns vielmehr, trotz des bitteren Tores des Todes, auf die Vollendung des Lebens, auf ein Leben in Herrlichkeit bei Gott zu freuen.

Zum Fenster, Martinus der Bischof, die Legende nach Sulpicius Severus

„Zu den Zeiten hatte das Volk von Tours keinen Bischof, und bat Sanct Martinus, dass er möchte ihr Bischof sein, dem Widerstand er gar sehr. Etliche aber von denen, die da versammelt waren, widerredeten seiner Wahl, weil er hässlich sei von Gebärde und garstig von Angesicht. Unter ihnen war sonderlich einer mit Namen Defensor, das ist gesprochen ‚der Verteidiger‘. Da nun kein Lector da war, nahm einer das Psalterium und las den ersten Psalm, den er aufschlug. Das war der Vers ‚Aus dem Mund der Kinder und Unmündigen, hast du dir ein Lob zugerichtet, Herr, dass du zerstörest den Feind und den Verteidiger (Psalm 8, 3). Von diesem Spruch ward Defensor überwunden und von allen verworfen. Also ward Martinus zum Bischof geweiht; doch mochte er den Lärm des Volkes nicht erleiden, darum bauete er sich fast zwei Meilen vor der Stadt ein Kloster, darin wohnte er mit achtzig seiner Schüler in einem gestrengen Leben.“

Impulse: Heiliger Martin, du lehrst uns, Ämtern und Aufgaben nicht ehrgeizig anzustreben, doch dies zu übernehmen, wenn wir dazu ernsthaft herausgefordert werden. Bewahre uns vor falschem Ehrgeiz.

Zum Fenster der Bettler und Martinus nach Sulpicius Severus

„Es geschah an einem Wintertag, dass er ritt durch das Tor von Amiens, da begegnete ihm ein Bettler, der war nackt und hatte noch von niemanden ein Almosen empfangen. Da verstund Martinus, dass von ihm dem Armen sollte Hilfe kommen; und zog sein Schwert und schnitt den Mantel, der ihm allein noch übrig war, in zwei Teile, und gab die eine Hälfte dem Armen, und tat selber das andere Teil wieder um. Des Nachts danach sah er Christum für ihn kommen, der war gekleidet mit dem Stück seines Mantels, das er dem Armen hatte gegeben. Und der Herr sprach zu den Engeln, die um ihn stunden, Martinus, der noch nicht getauft ist, hat mich mit diesem Kleide gekleidet. Davon ward aber der Heilige nicht hoffärtig, sondern er erkannte Gottes Güte; und ließ sich taufen, da er seines Alters war achtzehn Jahre. Doch blieb er auf seines Meisters Bitte noch zwei Jahre lang bei der Ritterschaft; dafür gelobte ihm dieser, dass er der Welt wolle absagen, wenn sein Amt um wäre.“

Impuls: Heiliger Martin, du lehrst uns, dass Teilen etwas anderes ist als Almosen geben. Solche Kultur möge in Europa bestimmend werden.

12. 10. 2014 – Zu den Martinskirchen in Huldsessen und Dirnaich

Gestärkt mit einem guten Frühstück waren wir bereits um 10 Uhr in Huldsessen, um den Sonntag zu begehen. Drei Martinsfenster im Chorraum, wohl aus dem 18. Jahrhundert schmücken den Chorraum dieser Kirche.
Von Huldsessen ging es leicht bergauf und dann lange auf weichem Waldweg. Um 13:45 erreichten wir nach 19 Km die Einsiedelei Heiligenbrunn. In dem sehr schönen Areal steht eine Marienkapelle, dort sangen wir miteinander „Stern im Lebensmeere“ und hielten Stille, danach habe ich noch ins Pilgerbuch geschrieben, Eugen war wieder vor der Kapelle, da hörte ich, dass er mit jemand sprach. Als ich vor die Kapelle trat, sah ich ihn mit dem Einsiedler, Frater Emmanuel (siehe Bild), der nach der Regel des Heiligen Franziskus lebt. Seit 1840 sind die Namen der Einsiedler bekannt, die dort lebten. Ein Kreuz neben der Kapelle erinnert an sie.
Den schönen Garten nutzten wir zu einer Pause, zum Gespräch mit dem Einsiedler und stärkten uns mit unserem Proviant. Auch Frater Emmanuel erhielt einen Müslieriegel.
Nach der Pause ging es raschen Schrittes Richtung Dirnaich, dort waren wir kurz nach 16:00 Uhr und kamen gleich mit drei Frauen ins Gespräch, die eben von der Kirche kamen. Sie bestätigten, dass ihre Kirche eine Martinskirche sei. Wir übergaben Ihnen unsere kleinen Martinszeichen und informierten sie über den Blog, natürlich erhielten sie dazu auch die Blog-Anschrift.
In der Kirche ist im Schiff auf der linken Seite eine schöne Martinsplastik, leider ist sie schlecht beleuchtet, sodass das Foto nichts geworden ist, doch vom Deckengemälden ist die Aufnahme gelungen: Der Offizier auf dem Pferd, da er den Mantel teilt.
Von Dirnaich waren es noch 35 Minuten zum Sporthotel Spirklhof, in 84155 Rothenwörth 11, wo wir uns wohl fühlen und wo uns die Wäsche gewaschen wurde, wofür wir immer dankbar sind.
Werner Redies und Eugen Engler