Archiv für den Tag 11. August 2015
11.8.2015 – die Tagesetappe bis nach Oppenheim
11.8.2015 – Werner Redies hat den Durchblick bzw. den Odenwaldblick
Begegnung mit einem Bettler
Martin, der Soldat, begegnet in einem strengen Winter einem halbnackten Bettler. Er entscheidet spontan. Er zerschneidet das Erkennungszeichen seiner Offizierswürde, seinen Mantel und gibt dem Bettler die Hälfte. Die Einen, die das sehen, verspotten Martin, andere staunen. Der noch ungetaufte Soldat träumt im Nachhinein von dieser Begegnung. Im Traum sieht Martin Christus, mit dem Mantelteil des frierenden Armen bekleidet. Zugleich hört er Christus, zu den ihn umgebenden Engeln sagen: „Martin, noch Taufschüler hat mir dieses Gewand schützend umgelegt.“
Diese Tat und der darauf folgende Traum haben Martin zutiefst geprägt und seinem Leben grundsätzliche Ausrichtung gegeben. Martin sah im anderen Menschen Christus, vor allem in den Armen und Hilfsbedürftigen. Martin sieht sich durch den Bettler von Gott beschenkt und lässt sich nun taufen.
Nun Christ geworden, wäre Martin gerne aus dem Militärdienst ausgeschieden. Doch diese Möglichkeit gab es für ihn nicht. Seine Zwangssituation verkleidet Sulpicius Severus, der Biograf Martins, in die Bitte eines ihm vorgesetzten Offiziers, doch „beim Militär zu verbleiben“. Dieser Rat eines Menschen, der „ihm in herzlicher Kameradschaft verbunden war“, war wohl Rat und Warnung vor den unabsehbaren Folgen eines solchen Schrittes. Martin war zu dieser Zeit wohl um die zwanzig Jahre alt und noch viele Jahre zum Militärdienst verpflichtet.
Martin verbleibt daraufhin im kaiserlichen Heer. Seine Entscheidung zeigt, dass es nicht so sehr auf Haben und Besitzen, Beruf und Stand und die äußerlichen Umstände ankommt, viel wichtiger ist ein Sehen und Hören mit dem Herzen, um den Menschen neben sich Gutes zu erweisen und sie für das Gute zu gewinnen.
Diese Verbundenheit mit dem Guten bringt ein Mittelalterlicher Künstler in der abgebildeten Darstellung des Martin zum Ausdruck. Der rote Soldatenmantel, der den Strom der Liebe darstellt, geht vom Bettler unten rechts aus, durch den Heiligen, zu Gott Vater, oben links.
Zitat
„Da erkannte der gotterfüllte Mann, dass jener, dem die anderen keine Almosen gaben, für ihn aufgehoben war. Was hätte er aber tun sollen? Er besaß ja nichts außer dem Mantel mit dem er bekleidet war… Er griff also nach dem Stahl, den er im Gurt trug, teilte den Mantel mitten durch und gab einen Teil dem Bettler.“
Sulpicius Severus
Wunsch
Die Pilger und Wanderer mögen auf ihrem Weg, die Würde der anderen Menschen, welchen Standes sie auch immer sind, erkennen und durch alle menschlichen Begegnungen reich beschenkt werden.
11. 08. 2015 – Ein neuer Wegabschnitt – der RheinTerassenWeg
Die vergangene Nacht waren wir zu Gast im Seniorenheim der Wormser Caritas wie es sich für einen Achtzigjährigen gebührt, freilich ist Eugen nur sehr zögerlich mitgegangen, denn er fürchtete sich vor der geschlossenen Abteilung. Doch wir wurden heute beide bereits in Gnaden entlassen und gingen dann zur „Station 7“ beim Bahnhof, in der Renzstraße 3, einem wunderbaren Café gleichfalls der Caritas. Dort hat uns Herr Thomas Jäger abgeholt und mit dem Auto bis zum Einstieg in den RheinTerassenWeg hinter Mettenheim gefahren. Tomas Jäger gebührt unser großer Dank für’s Quartier, die tolle Lokalauswahl des „Brauhaus Zwölf Apostel“, um die aus heiterem Himmel Anwesenden lieben Gäste, den Fahrdienst und viele logistische Hilfe.Der RheinTerassenWeg bietet gleich zu Beginn einen großartigen Blick in den Odenwald und immer wieder ganz überraschend ein herrliches Panorama von Rheinhessen und der Diözese Mainz, deren Gebiet wir in diesen Tagen durchpilgern. Er führt durch weite Rebanlagen mit ganz verschiedenen Rebsorten, u. a. angenehmen Riesling, der ältesten und sehr edlen Rebe Deutschlands. Für Pilger und Wanderer ist es gut zu wissen, dass wenn man einmal eingestiegen ist, es ähnlich wie in einer Schiffschaukel auf dem Cannstatter Volksfest ständig auf und nieder geht. Wir sind heute fünf Stunden gepilgert, obgleich es nur gute 17 Kilometer waren. Hier in Oppenheim haben wir mit der „Pension Schreder“ ein sehr nobles und gepflegtes Quartier bezogen. Hierfür Thomas Jäger nochmals unsern herzlichen Dank.
In eigener Sache: die heutige Wegstrecke bin ich für Alfons H. in Rottenburg gepilgert.
Werner Redies und Eugen Engler