Die Bevölkerung von Tours wollte Martin zum Bischof. Es schien völlig aussichtslos, ihn für diese ehrenvolle Aufgabegewinnen zu können. Mit einer List lockte ihn ein Bürger in die Stadt. Dort erwartete ihn eine riesige Menschenmenge in der Überzeugung, „unter einem solchen Oberhirten werde die Gemeinde glückliche Zeiten erleben“. Ein Entkommen war Martin nicht mehr möglich.
Gegen die Wahl Martins zum Bischof opponierten vor allem Geistliche und Bischöfe. Sie argumentierten, „ein Mann,dessen Antlitz unansehnlich, dessen Kleidung schäbig ist, sei des Bischofsamtes unwürdig. Die gesunde Urteilskraft des Volkes setzte sich jedoch durch.
Martin wird 371 zum Bischof geweiht, ohne seine Lebensweise im Kern zu verändern. Seine Amtszeit wargetragen von schlichter Demut und der Unbeugsamkeit eines Asketen. Die Menschen kamen in großer Zahl zu ihm, so dassihm die nötige Ruhe zum Gebet fehlte. Er zog sich daher oft ins vier Kilometer entlegene Marmoutier zurück. Dort gründete er 375 ein Kloster und entwickelte es zu einem Zentrum kulturellen Schaffens.
Bischof Martin unternahm ausgedehnte Missionsreisen in die ländlichen gallischen Gebiete an der Loire, predigte in Viennesowie in Paris, wo er einen Leprakranken wunderbar heilte.Sein Tun ist beseelt von dem Wort Christi: „Durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie in neuen Sprachen reden; …Kranken, denen sie die Hände auflegen werden gesund werden.“
Martin hatte einen unerbittlichen Gerechtigkeitssinn. Zudem zeichnete ihn die Gabe der Unterscheidung zwischen Gut und Böse in hohem Maß aus.
Im Verhältnis zu den Kaisern in Trier zeigt sich seine kritische Unabhängigkeit zu weltlicher Macht und staatlicher Institution. Trotzdem suchten die hohen Würdenträger des Reiches den Kontakt zu ihm. Am Trierer Kaiserhof wurde ihm als einzigen Bischof apostolische Autorität zuerkannt. Seine asketische Lebensweise macht ihn innerlich frei zum Kontakt mit der Gesellschaft und Menschen, die seiner Hilfe bedürfen.
Zitat: „ Völlig unbeirrt blieb er der Gleiche wie zuvor: dieselbe Demut in seinem Herzen, dieselbe Ärmlichkeit in seiner Kleidung.“Sulpicius Severus
Wunsch: Pilger und Wanderern möge auf dem Martinusweg der Rücken gestärkt werden, um zu ihrer Überzeugung zu stehen und sich für Gerechtigkeit in Europa einzusetzen.