Archiv für den Tag 23. August 2015

Martins Ringen um den rechten Weg

Priszillian, der Wortführer einer schwärmerisch-religiösen Bewegung in Spanien, wurde auf zwei Synoden verurteilt. Eine Gruppe von Bischöfen, die „in schnöder Kriecherei den Fürsten umschmeichelten“, wünschte die Todesstrafe für Priszillian, die dann auch verhängt wird.

Martin missbilligt das Eingreifen weltlicher Richter in diese kirchliche Angelegenheit und das Urteil. Da er erfährt, dass der Kaiser mit Billigung von Bischöfen die Gunst der Stunde nutzen will, um auch ehemalige Gegner zu vernichten und ihnen Leben und Besitz zu nehmen, beschließt er, deshalb beim Kaiser vorstellig zu werden.

Die Bischöfe, mit denen Martin keine Gemeinschaft mehr pflegte, bedrängten den Kaiser, er solle sich auf Martin nicht einlassen, der wolle nur den Verurteilten rächen. Nicht viel hätte gefehlt und der Kaiser hätte sich dazu bringen lassen, „Martinus in das Schicksal der Häretiker mit hineinzuziehen“.
Der Kaiser empfing Martin im Geheimen und wollte ihn überzeugen, das Urteil sei zu Recht ergangen. Die Gründe beeindruckten Martin wenig. Der Kaiser verließ Martin zornig. Danach sandte dieser die Häscher nach denen aus, für die Martin Fürsprache eingelegt hatte.
Martin wurde noch in der Nacht beim Kaiser erneut vorstellig. Der Kaiser forderte von Martindie Gemeinschaft mit den Mitbischöfen, die er unterbrochen hatte, wieder aufzunehmen, dann würde er die Häscher zurückrufen. Auf diese Forderung ging Martin ein und der Kaiser entsprach der fordernden Bitte. Martin nahm daher am folgenden Tag an der Weihe des Felix zum Bischof teil. Dieser war ein verdienter Mann; Martin wollte vor allem aber die Verfolgten nicht ihrem Schicksal überlassen.
Doch auf der Heimreise war er betrübt, „bald warfen ihm seine Gedanken Schuld vor, bald sprachen sie ihn frei“.
Daheim bekannte Martin den Seinen, dass er aus Not, nicht aus Überzeugung, die Gemeinschaft aufgenommen habe und bemerkte geringere Wunderkraft beim Heilen.
Zitat
Ein Engel sprach zu Martin: “Mit Recht verurteilen dich Gewissensbisse; allein es gab für dich keinen anderen Ausweg. Fasse wieder Mut, werde wieder fest, sonst kommt nicht deine Ehre, sondern dein Seelenheil in Gefahr.“
Wunsch
Pilger und Wanderer mögen, welch Dilemma auch immerhinter ihnen liegt, Mut fassen, Leben schützen, weil es den Sünder zu lieben gilt, nicht das Böse, und dem Leben so entgegengehen.