Archiv für den Tag 2. Mai 2016

02.05.2016 –  Eugen der Geheimnisträger – unerwarteter Besuch….

Auf dem Weg von Épieds über Bézu-St.-Germain und den Weiler Chant-Merle nach Étrépilly könnte man meinen man sei in Oberschwaben, oder wie der oberschwäbische Prälat, Franz Gläser sagen würde, im Paradies. Wir sind eine leicht hügelige Landschaft mit Weideland, sehr, sehr großen Feldern und Obstplantagen, die teilweise schon in Blüte stehen durchwandert und das bei herrlichem Wetter. In Bézu-St.-Germain standen wir zunächst vor der verschlossenen Kirche Saint-Germain und wollten eben wieder aufbrechen, da kam die Mesnerin angefahren und hat uns die Kirche geöffnet. Zunächst haben wir unser Pilgergebet gesprochen und der Menschen gedacht, die uns um ein Gedenken im Gebet baten. Die Kirche im Innern zeigt einen schönen großen, langgezogenen Altarraum, doch leider bedarf sie dringend der Innenrenovation. Die Küsterin erzählte uns, dass sie Italienerin sei und 17 Jahre dem früheren Pfarrer den Haushalt versorgt hatte – heute versorgen drei Priester um die zwanzig Pfarreien – und sie noch die Kirche pflege. Die Sakristei sei renoviert, da die Decke runterkam und es bestehe auch Aussicht auf die Renovierung des Kirchenschiffes.Bei unserm Mittagsziel in Étrépilly kam die Überraschung. Plötzlich standen Achim Wicker und Constantin Weyrich bei der Kirche und die Überraschung war gelungen. Im Vorfeld hatten sich die beiden mit Eugen Engler vertraulich verständigt, wie die Tour am 2.5.16 verläuft. Durch die ungefähren Zeitangaben von Herrn Engler für die einzelnen Etappenorte konnten die beiden Herren problemlos in die Tagesetappe einsteigen. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto wurde zunächst die vorgesehene Vesperpause vorgesehen. Gemeinsam mit den beiden Gästen ging es auf die weitere Etappe. Das nächste Ziel hieß Belleau. Dort wurde an der verschlossenen Kirche ein gemeinsames Pilgergebet gesprochen und der Hl. Martin für Frieden in Europa und für die Menschen, die hilfesuchend sich an uns gewandt haben, um Unterstützung gebeten. 

Danach wurde die letzte Teiletappe begonnen. Vorbei an Gedenkstätten der Amerikaner und der Deutschen führte der Weg nach Marigny-en-Orxois.

Die Kirche war dort leider auch verschlossen, aber eine vorbeikommende Dame konnte einen Schlüssel organisieren. Als die Fußpilger ankamen konnten sie gleich den sehr gepflegten Innenraum, der auch Grablege des Ortsadels ist. Die Dame, die uns die Kirche aufgeschlossen hatte, bedauerte, dass der Bürgermeister heute nicht da sei, der uns die Kirche besser als sie erklären könne.

Bei traumhaftem Wetter und mit unseren lieben Gästen sind wir hier in Marigny-en-Orxois nach 22 km gemeinsamen Weges angekommen. Momentan holt die Dreierbande Eugen, Constantin und der Tagessieger Josef das zweite Auto und wir hoffen, dass wir nachher, in der Nähe unseres Quartiers ein gutes Restaurant finden.
Werner Redies und Eugen Engler

02.04.2016 – Sulpicius Severus: 3.

3. Eines Tages also – Martin besaß nichts mehr außer seinen Waffen und einem einfachen Soldatenrock – steht er in einem ungewöhnlich strengen Winter, dessen schneidende Kälte schon zahlreiche Todesopfer gefordert hatte, am Stadttor von Amiens einem halbnackten Bettler gegenüber. Dieser flehte die Passanten um mitleidige Gaben an, doch alle gingen an ihm vorbei. Da erkannte der gotterfüllte Mann, dass jener, für ihn aufgehoben war. Was hätte er aber tun sollen? Er besaß ja nichts außer den Mantel, mit dem er bekleidet war. Denn alles übrige hattest schon bei einer ähnlich guten Tat aufgebraucht. er griff also nach dem Stahl, den er am Gurt trug, teilte den Mantel mittendurch und gab den einen Teil dem Bettler, den anderen zog er wieder an. Währenddessen lachten einige von den Umstehenden, weil er ihnen in seinem verstümmelten Gewand entstellt vorkam. Viele aber, die zu ernstere Nachdenken fähig waren, seufzten gar tief darüber, dass sie nichts dergleichen getan hatten, obwohl sie immerhin reicher waren und dem Bettler ein Gewand hätten geben können, ohne selbst halbnackt sein zu müssen.Inder darauf folgenden Nacht also sah Martin, als er sich dem Schlaf überlassen hatte, Christus, bekleidet mit dem Teil des Mantels, den er dem Bettler schützend umgelegt hatte. Er wurde angewiesen, den Herrn ganz genau anzuschauen und das Gewand wiederzuerkennen, das er verschenkt hatte. Dann hörte er wie Jesus mit deutlicher Stimme zu der Schar der ihn umstehenden Engeln sagte: „Martin noch Taufschüler, hat mir dieses Gewand schützend umgelegt.“ So war der Herr wahrhaftig der Worte eingedenk, die er einst gesprochen: „Immer wenn ihr einem einzigen von diesen Geringsten etwas getan habt, habt ihr es mir getan“, und tat deutlich kund, dass er selbst es war, der in der Person des Bettlers Bekleidung erhalten hatte. Und um das Zeugnis, das er diesem so guten Werk ausstellte, noch zu bekräftigen, fand er nicht unter seiner Würde, sich in demselben Gewand, das der Bettler erhalten hatte, zu offenbaren.

Diese Traumerscheinung erfüllte den seligen Mann nicht mit Stolz nach Ruhm bei den Menschen; vielmehr erkannte er in seiner Tat die Güte Gottes und eilte, als er achtzehn war, der Taufe entgegen. Trotzdem schied er nicht unverzüglich aus dem Militär aus, da er den Bitten seines Offiziers nachgab, dem er in herzlicher Kameradschaft verbunden war. Denn dieser hatte ihm versprochen, nach Ablauf seiner Offiziersdienstzeit der Welt zu entsagen. In ständiger Erwartung dessen blieb Martin, nachdem er die Taufe erhalten hatte, noch etwa zwei Jahre lang Soldat, freilich nur dem Namen nach.

Herausgeber und Verlag siehe bei 1. unter dem Datum 27.04. 2016

Werner Redies