Archiv für den Tag 11. Mai 2016

Sulpicius Severus, Das Leben des Heiligen Martin: 5 und 6

Nach der Lateinisch und Deutschen Ausgabe 

Herausgegeben von Kurt Smolka – St. Martinus-Verlag, Eisenstadt

Hier nur die deutsche Version
5. Sodann suchte Martin nach seinem Ausscheiden aus dem Heer den Heiligen Hilarius auf, den Bischof der Stadt Poitiersp, damals eine weithin anerkannte Autorität in theologischen Fragen, und blieb einige Zeit bei ihm. Dieser versuchte aber, ihm das Amt eines Diakons zu übertragen, um ihn so enger an sich zu binden und zu einem Dienst an Gott zu verpflichten. Allerdings weigerte sich Martin immer wieder mit der Behauptung dieser Aufgabe unwürdig zu sein. Da erkannte Hilarius, ein Mann von tiefer Einsicht, dass er sich einzig und allein dadurch Martins zu versichern vermöge, wenn er ihm ein Kirchenamt von der Art auferlegte, dass dieser darin irgendwie eine Herabsetzung seiner Person sehen könnte. Daher gab er ihm den nachdrücklichen Rat, Exorzist zu werden. Die Einsetzung in dieses Amt wies Martin nun nicht zurück, um den Anschein zu vermeiden, er habe es ausgeschlagen, weil es unter seiner Würde sei. Wenig später erhielt er im Schlaf den Auftrag, seine Heimat und seine Eltern, die noch immer im Heidentum befangen waren, voll des religiösen Eifers aufzusuchen. Er machte sich mit dem Einverständnis des Heiligen Hilarius, der ihn mit vielen Bitten und unter Tränen zur Rückkehr verpflichtete, auf den Weg. Bedrückt, so wird berichtet, trat er die Reise an und versicherte seinen Mitbrüdern, dass ihm viel Unbill widerfahren werde. Dies trat denn auch wirklich ein, wie sich später herausstellte.Zunächst kam er in den Alpen vom Weg ab und wurde von Räubern überfallen. Als einer von ihnen sein Beil schwang und schon zum Schlag ausholte, fasste ein anderer dessen erhobene Rechte und hielt ihn zurück. Trotzdem wurde Martin, die Hände am Rücken gefesselt, einem der Banditen zur Bewachung und Ausplünderung übergeben. Dieser führte ihn zunächst an einen entlegenen Ort und erkundigte sich dann, wer er denn sei. Martin antwortete, er sei Christ. Der Räuber fragte ihn auch, ob er Angst habe. Daraufhin erwiderte Martin ganz offen und unbeirrt, dass er nie so furchtlos gewesen sei, weil er ja wisse, dass das Erbarmen des Herrn besonders in den Situationen der Prüfung ihm hilfreich beistehen werde. Vielmehr tue ihm sein Gesprächspartner leid: Dieser verdiene das Erbarmen Christi nicht, da er Räubereien begehe. Und er begann eine Unterhaltung über das Evangelium, in der er dem Räuber das Wort Gottes verkündete. Was soll ich noch viele Worte machen? Der Brigant wurde gläubig, begleitete Martin und führte ihn auf den richtigen Weg zurück, während er ihn bat, für ihn zum Herrn zu beten. Und denselben Mann sah man in der Folge ein gottesfürchtiges Leben führen – ja man erzählte sich sogar, man habe das, was ich eben berichtet habe, von ihm selbst erfahren.
6. Nachdem Martin also seine Reise fortgesetzt hatte und schon über Mailand hinausgekommen war, trat ihm, während er seines Weges zog, der Teufel in Menschengestalt entgegen und fragte ihn, wohin er gehe. Als er von Martin die Antwort erhielt, er gehe dorthin, wohin der Herr ihn rufe, sagte er zu ihm: „Gleich, wohin du gehst und was du unternimmst, der Teufel wird sich dir in den Weg stellen.“ Darauf antwortete ihm Martin mit dem Prophetenwort: „Der Herr ist mein Helfer; ich werde nicht ängstlich darum besorgt sein, was mir ein Mensch antun könnte.“ Und auf der Stelle entschwand der Feind seinen Blicken. So befreite denn Martin, wie es sein fester Entschluss war, seine Mutter vom Irrtum des Heidentums, wogegen sein Vater in seinem unseligen Zustand verharrte. Nichtsdestoweniger konnte Martin durch das Beispiel, das er gab, gar viele dem Heil zuführen.

Als sodann die arianische Irrlehre auf der ganzen Welt, besonders aber in Illyricum zu wuchern begonnen hatte und er nahezu als einziger dem Unglauben der Priester heftigsten Widerstand entgegensetzte und viele Strafen über sich ergehen lassen musste – er wurde nämlich öffentlich mit Ruten geschlagen und zuletzt zum Verlassen einer Stadt gezwungen -, machte er sich wieder auf den Weg nach Italien; und da er erfahren hatte, dass auch in den gallischen Landen nach dem Fortgang des heiligen Hilarius – ihn hatte die brutale Gewalt der Häretiker in die Verbannung getrieben – die Kirche sich in Verwirrung befand, richtete er sich in Mailand eine Einsiedelei ein. Auch dort setzte ihm Auxentius, ein hochrangiger Förderer des Arianismus, auf das heftigste zu, tat ihm viel Unrecht an und warf ihn schließlich aus der Stadt. Martin hielt es für geboten, den Umständen nachzugeben, und zog sich auf eine Insel namens Gallinaria zurück, begleitet von einem Priester, einem Mann mit großen moralischen Vorzügen. Hier lebte er eine Weile von Kräuterwurzeln. In dieser Zeit nahm er Nieswurz zu sich, ein giftiges Gewächs, wie man sagt. Als er die verheerende Wirkung des Gifts in seinem Leib verspürte und schon dem Tod Nähe war, bannte er die drohende Gefahr durch ein Gebet, und sofort wich jeglicher Schmerz. Nicht viel später erfuhr er, dass der heilige Hilarius von dem reuigen Kaiser die Erlaubnis zur Rückkehr erhalten hatte; so versuchte er, ehebaldigst mit ihm in Rom zusammenzutreffen und machte sich auf den Weg in die Ewige Stadt.

Werner Redies

11.05.2016 – Im Morgennebel auf nassen Feldwegen mit hohem Gras

Vor dem heutigen Pilgerstart mussten wir noch tanken, den Wagen aussaugen, Geld abheben und einen Briefkasten finden, so waren wir erst um 10 Uhr an unserem gestrigen End- und unserem heutigen Startpunkt in Pierre Pesant, das zur Kommune „Ver-lès-&Chartres“ gehört.Trotzdem, es war noch ziemlich nebelig und das hohe Gras auf den weichen Feldwegen hat unseren Schuhe und den unteren Hosenbeinen eine Vorwäsche gegeben, diese also eingeweicht, damit bei der Hauptwäsche auch aller Schmutz sich rauswäschen lässt, eben auch in den tiefen Schichten.

Wir kamen an einer großen Sattelittenanlage, die militärischen Zwecken dient vorbei und an noch größeren Rapsfeldern als in den Vortagen. Im Vergleich zum Martinusweg in Österreich und auch in Deutschland sind wir hier ständig im Flachland, doch auch das hat seine Reize, es weitet die Sicht und immer wieder sind es Hasen, Fasanen und vielerlei Vögel, die unsere Aufmerksamkeit beanspruchen und der Feldweg tut es ständig. Herrlich sind immer wieder die riesigen Gärten um die Häuser, mit einem großartigen und vielfältigen Baumbestand und dann wieder riesige gefüllte Maisgitter zur Lagerhaltung. Nach 9 km sind wir beim Auto und Eugen meint, ich soll Wolfgang als Fahrer ablösen, dann später noch das Zusatzstück mit ihm pilgern. Mir war das genehm, denn ich wollte noch ein weiteres Kapitel vom Sulpicius Severus schreiben, da es Blogleser gibt, die darauf warten. 

So fuhr ich gleich an unser heutiges Tagesziel, das zwei von uns noch überschreiten wollten und fing dort an zwei weitere Kapitel des „Leben des Heiligen Martin“ nach Severus abzuschreiben. Plötzlich bemerkte ich, dass leichte Regentropfen auf der aufgeschlagenen Buchseite waren, nickte auch einmal ein und löschte dabei das eben geschriebene Kapitel. Also nochmals von vorne, es wurde kühler, ich wacher und der Regen immer stärker. Ich überlegte: „soll ich den drei Pilgern entgegenfahren? Doch welchen Feldweg kommen Sie?“ So entschied ich mich zum Bleiben, zumal gegenüber der geschlossenen Kirche ein Gasthof war und ich sah, da essen Leute zu Mittag. Schließlich viel mir auch ein, dass ich schon gestern beim Bericht nicht sicher war, da ich diesen Korrektur lesen sollte und noch vier Worte anfügte, die dann doch wieder mit einer Anmerkung versehen und als Eingriff der Rechtsaufsicht angesehen wurden. Mag ja sein, dass es so war, nur hat der Petrus zur Rechtsaufsicht gehalten. Schlüsselinhaber halten zusammen! Er hat daher die Pilger auf der zweiten Strecke, die sich auf regenfreies Pilgern eingerichtet hatten, bis unter die Haut gewaschen. Hochmut kommt eben vor dem Fall. Doch als es so regnete und ich an Eugens Sünden-Regentheorie dachte, fiel mir eben ein, das bei mir eine Freude aufkam, die dem heiligen Martin nicht gefallen könnte und habe mich gebremst und lieber mal nach dem ländlichen Wirtshaus geschaut, ob das für uns was wäre. Mit seinem drei Gänge Menü war es dann ein gewisser Trost und vor allem eine Stärkung. Das war gut so, wir kamen im Hotel IBIS nur wenige Minuten bevor der Empfang wieder besetzt war an und konnten unsere Zimmer beziehen und die drei sich trocknen.

Werner Redies, Eugen Engler, Wolfgang Bucher und Josef Albrecht