Archiv für den Tag 5. September 2016

Willkommen in Österreich!

Nachdem Volksschulkinder aus Kópháza am Morgen den Martinusmantel verabschiedet hatten, übernahm die Pilgergruppe aus der Diözese Eisenstadt den Mantel und zog trotz Regens in Richtung Österreich. Nach der sehr genauen Grenzkontrolle am Grenzübergang Deutschkreutz – der kontrollierende Polizist war sehr über die Pilger verwundert, aber dafür kennt er nun den Martinusweg – machten die Pilger bereits eine erste Rast bei der JUVINA-Quelle in Deutschkreutz. Im teilweise strömenden Regen pilgerte die Gruppe weiter, aber am späten Vormittag zeigte sich bereits die Sonne, so dass das Pilgern durch die Weingärten des Blaufränkischlandes zu einem Genuss wurde. Eine Überraschung war es, als man neben der Pfarrkirche von Ritzing an einer Hausfassade ein großes Bild des hl. Martin entdeckte. Nach dem Mittagessen ging es nach Markt St. Martin, wo Ortspfarrer Johannes Schlegl die Pilger bereits erwartete. In einer sehr stimmungsvollen Andacht mit zahlreichen Teilnehmer/innen aus dem Pfarrverband und den umliegenden Pfarren wurde der Martinusmantel und die Pilgergruppe in „der“ Martinspfarrer des Mittelburgenlandes willkommen geheißen. Ein Herr nahm sogar die Mühe auf sich um Erde aus der ganzen Pfarre zu sammeln, um diese im Wegmarken „weiterpilgern“ zu lassen.

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Volksschulkinder aus Kópháza verabschieden den Martinusmantel.
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Die Pilgergruppe der Diözese Eisenstadt macht Rast bei der JUVINA-Quelle in Deutschkreutz.
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Bei herrlichem Sonnenschein durch die Weingärten des Blaufränkischlandes.
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Überraschung! Eine Martinsdarstellung bei der Pfarrkirche von Ritzing.
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Pfarrer Johannes Schlegl begrüßt den Martinusmantel und die Pilger in der Pfarrkirche von Markt St. Martin…
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… und füllt Erde aus seiner Pfarre in den Wegmarker ein.

Der Martinusmantel

Die Lörracher Künstlerin Astrid J. Eichin, die sich in ihrem Schaffen mit Mäntel und Häuten beschäftigt, hat für die Eröffnung der neue Mittelroute des Martinuspilgerweges als verbindendes Symbol einen Martinusmantel geschaffen. Dieser wandert mit den Pilgern durch Europa. Der Mantel besteht aus einer einfachen T-Form, welche sich aus den handgewebten Leinenstoffbahnen der bäuerlichen Kulturen entwickelte und somit die asketische Lebensweise des Mantelteilers aufgreift. Die Tat des Teilens vollzog Martinus bereits als Katechumene, als ein Mensch, der – noch nicht getauft – bereits bei Christus Orientierung suchte. Diese Seite Martins zieht sich durch sein ganzes asketisches, vom Gebet und der Stille geprägtes Leben und wird in einer der beiden Mantelhälften sichtbar. Die andere bei Martin ausgeprägte Seite ist das konsequente Handeln, seine zielorientierte Aktivität. Was er im Innehalten wahrgenommen hatte, das lebte er, dafür ist die andere Mantelhälfte Zeichen. Die Teilung adelt den Mantel!
Die beiden Mantelhälften können die Lungenflügel darstellen, aus denen Europa bis zum heutigen Tag Kraft schöpft, damit symbolisieren sie die Verbindung Europas in Einigkeit durch Vielfalt. Die Verbindung der Gegensätze, dieses durch Christus aufeinander Verwiesen-Sein wird durch die nicht vollkommene Trennung des Mantels sichtbar und doch ist der Schnitt, die Teilung deutlich zu sehen, da die Mantelhälften unten offen sind und in der Mitte, durch das Band der Liebe, eine goldene Kordel, geheilt sind.
Am Schnitt, besonders am geheilten Schnitt wird Christus sichtbar. Das Gold der Kordel ist für ihn und für die Liebe zugleich Symbol.
Die Leere, die mit dem offenen Mantelstück angezeigt wird, ist Symbol für alle Unversöhntheit, alle Gegensätze in Europa, die Realität die jeden Tag zu erleben und in der Nachfolge Christi zu durchleiden ist. Viele Menschen suchen Schutz in Europa. Solchen Schutz bietet ein Mantel.
Da der Mantel Halt an vielen Wegstationen macht, wird das Element des „Werdens“ sichtbar:

• durch das Unterwegs sein gestaltet sich etwas heraus und braucht dafür seine Zeit
• ich bin nicht alleine unterwegs; es gab Wandernde / Suchende / Findende / Fragende vor und nach mir
• das große Ganze gestaltet sich aus einzelnen Teilen
• das Gefundene gruppiert sich um die Herzgegend herum

Auf der linken Seite des Mantels – der Herzseite – finden sich in unregelmäßiger Anordnung kleine Taschen, in welche jede Diözese als Wegmarke dem werdenden Mantel etwas mitgeben – teilen kann, damit er in Tours dann zu einem Ganzen geworden ist.
Und so soll dieser Mantel die Eröffnung der neuen Pilgerroute durch Europa begleiten und Menschen einladen Zeit und Aufmerksamkeit zu teilen und somit diesen unseren Pilgerweg gemeinsam mitzugestalten!
Werner Redies, Constantin Weyrich, Achim Wicker

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04.09.2016 – Die Diözese Györ übergibt den Martinsmantel an die Diözese Eisenstadt

Gestern Nacht hat sich Laci, Gyöngyi’s Ehemann an unsere Gruppe angeschlossen, so waren wir schon 5 Leute. Wir haben herrlich geschlafen! Und wir haben eine wunderschöne Aussicht! Vor unserem Fenster ist der Hauptplatz van Kőszeg mit Bäumen, Brunnen, Cafés, historische Gebäuden und gegenüber steht die Herz-Jesu Kirche mit ihrem schlanken Turm und buntem Dach. Während wir am Frühstückstisch saßen fing es an zu regnen, so konnten wir die Zeit nützen, um für unseren gestrigen Blogeintrag Foto’s zu suchen und mit Constantin’s Hilfe alles uploaden.
In die Zwischenzeit fuhren Achim und Laci über dem Waldweg von Kőszeg nach Ólmod um die Fototasche vom Achim zu suchen, ohne Erfolg.
Rund halb zwölf brach endlich die Sonne durch, wir waren auch mit dem Blog fertig und brachen auf um Kőszeg entdecken. Wir sind vom Hauptplatz durch das Heldentor zur St.Emmerichkirche gelaufen. Man kann nur bis zum Gitter gehen, aber man kann wenigstens hinein. Vor dem Gitter haben wir eine alte Spendensäule entdeckt aus Gusseisen, mit dem Mantelteilende Sankt Martin darauf. Die Kirche daneben ist die älteste Kirche der Stadt, die Jakobskirche. Sie ist eine spitzbogige Hallenkirche mit einem riesigen Innenraum. Es war faszinierend wie das Licht von draussen den Hauptaltar überflutete aber der Rest blieb im Dunklen. Die Kirche wird gerade restauriert.

Wir haben auch kurz die Burg besucht wo der kroatischer Burgkapitän mit 700 Landsleute die Stadt, gleichzeitig aber auch West-Europa vor dem Angriff der Osmanen schützte.
Wir liefen zu der kleinen Synagoge. Diese steht in einem Innenhof, ist sehr schön aber arg baufällig. Im Jahr 1944 wurden alle 100 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft nach Auschwitz deportiert und kehrten nie wieder Heim.
Wir gingen noch zur Herz-Jesu Kirche am Hauptplatz. Danach pilgerten wir entlang dem steilen Kreuzweg zur Kalvarienkirche. Die Kirche wurde aus 70000 Ziegelsteine gebaut, es wurden je 2 Stücke, kreuzförmig aufeinander gelegt und zu Fuß den steilen Berg nach oben gebracht. Die Kirche war geschlossen, wir hatten aber einen herrlichen Blick auf die Stadt.

Es war Zeit um nach Kópháza zu fahren wo der Pfarrer der schön restaurierten Martinskirche, Antal Németh schon auf uns wartete. Bald ist auch der Dorfbus aus Ólmod angekommen mit dem Martinsmantel, Bürgermeister Vince Hergovits und den Mitgliedern der Kirchengemeinde . Unsere Freunde aus der Martinsdiözese Eisenstadt sind mit mehreren Autos auch eingetroffen. Die kleine Kirche war schnell gefüllt mit Leuten. Bischofsvikar László Pál aus Eisenstadt sagte zum Schluss, dass er sich in dieser Stunde fühlte wie ein echter Europäer . Wir haben in drei Sprachen die Heilige Messe gefeiert und das war keine Sünde . Wir können in Liebe miteinander feiern und einander annehmen und akzeptieren und wenn es überall so wäre, dann wäre die Welt und Europa viel, viel schöner.
Nach dem Grusswort schenkte Achim Wicker Namens die Martinusgemeinschaft eine gusseiserne „Via Sancti Martini„ Tafel an Pfarrer Németh, Constantin Weyrich erzählte über den Mantel .
Letztendlich haben Pfarrer Antal Németh und der Bürgermeister der Gemeinde Ólmod, Vince Hergovits Namens der Diözese Györ den Martinsmantel an die Vertreter der Diözese Eisenstadt, Bischofsvikar László Pál und Mag. Johannes Artner übertragen.
Die Kirchengemeinde Kópháza lud uns ein zur Agape im Restaurant Levanda, wo wir herrlich gegessen und gemütlich miteinander unsere Gedanken über vieles ausgetauscht haben.
Ein Pilger aus Österreich hat viele Kilos Paprika mitgebracht und ausgeteilt. Nach dem Essen ging jeder nach Hause. Es war ein wunderschöner Tag!
Wir möchten uns herzlich bedanken bei jedem der uns geholfen hat, uns mit Liebe empfangen hat, mit uns geteilt hat.
Die zwei Tage in Ungarn sind vorbei, der Mantel reist morgen weiter nach Österreich und auch wir möchten uns verabschieden und den Blog an Hannes übertragen.
Gott segene Euch alle!
Liebe Grüsse von Gyöngyi und Lilian

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Herz Jesu Kirche in Koszeg
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St. Emmerichkirche in Koszeg
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Pilger kommen in die Martinskirche in Kophaza
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Übergabe des Martinsmantels von der Diözese Györ an die Diözese Eisenstadt
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Segnender Martin in der Martinskirche von Kophaza (Diözese Györ)
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Martins Tod – Martinskirche Kophaza
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Pilgergruppe aus Olmod