28.05.2016 – Sulpicius Severus – LEBEN DES HEILIGEN MARTIN: 24

Nach der Lateinisch und Deutschen Ausgabe 

Herausgegeben von Kurt Smolka – St. Martinus-Verlag, Eisenstadt

Hier nur die deutsche Version

24. Man hat aber darauf hingewiesen, dass ungefähr zur gleichen Zeit in Spanien ein junger Mann lebte, der sich durch viele Wunderzeichen Ansehen verschafft und sich erdreistet hatte zu verkünden, er sei Elias. Sehr viele schenkten ihm blindlings Glauben, und so fügte er hinzu, er sei Christus. Dadurch vermochte er die Leute so sehr hinters Licht zu führen, dass ein Bischof namens Rufus ihn als Gott anbetete. Wir haben erlebt, dass dieser deshalb später seines Bischofsamtes enthoben wurde. Auch haben uns viele Mitbrüder berichtet, dass zur gleichen Zeit im Osten jemand aufgetreten ist, der sich brüstete, Johannes zu sein. Daraus, nämlich aus dem Auftreten solcher falscher Propheten, kann man erschließen, dass die Ankunft des Antichrist bevorsteht, der in der Gestalt dieser Personen seine geheime Macht der Gesetzwidrigkeit schon jetzt ausübt.Es darf aber, wie ich meine, nicht verschwiegen werden, mit welcher Tücke der Teufel in ebendiesen Tagen Martin auf die Probe stellte. Eines Tages nämlich trat er an ihn heran, als dieser gerade in seiner Zelle betete: Ein purpurnes Licht eilte ihm voraus und umgab ihn – er wollte durch den strahlenden, trügerischen Glanz ein leichteres Spiel mit Martin haben -; angetan war er mit einer kaiserlichen Robe, trug ein edelsteingeschmücktes Diadem aus Gold und goldfarbene Schuhe; kein Schatten lag auf seinem Antlitz, sein Gesichtsausdruck war freundlich, so dass man ihn für nichts weniger als den Teufel halten musste. Beim ersten Anblick war Martin wie geblendet; dann verharrten beide in langem, tiefem Schweigen. Danach ergriff der Teufel als erster das Wort: „Erkenne, Martin, den, den du siehst! Ich bin Christus. Bald schon werde ich zur Erde hinabsteigen, zuvor aber wollte ich mich dir offenbaren. Als Martin weiter schwieg und darauf überhaupt keine Antwort gab, erdreistete sich der Teufel, seine unverschämte Eröffnung zu wiederholen: Martin, was zweifelst du? Glaube, weil du siehst! Ich bin Christus. Sodann entgegnete jener, da ihm der Geist offenbarte, es handle sich um den Teufel, nicht um den Herrn: „Nicht hat der Herr Jesus vorhergesagt, dass er in einem Purpurgewand und mit einem glänzenden Diadem kommen wird. Ich werde nur dann glauben, wenn er in dem Aufzug und der Gestalt des Leidenden auftritt und die Wundmale der Kreuzigung trägt. Bei diesen Worten verflüchtigte sich der Teufel auf der Stelle wie Rauch. Die Zelle aber erfüllte er mit solchem Gestank, dass er einen untrüglichen Beweis zurückließ, dass es sich um den Teufel gehandelt hatte. Von diesem Ereignis habe ich, wie zuvor berichtet, aus dem Mund Martins selbst erfahren. Daher soll niemand meinen, es gehöre in den Bereich der Phantasie.

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